Länderinfos

Landkarte Baltische Staaten © Shutterstock/Victor Maschek

Estland, Lettland und Litauen sind nicht nur das "Baltikum". Jedes der Länder bietet eine erstklassige Investitionsplattform mit hoch entwickelten Industrien und Technologien.

Estland überzeugt vor allem durch einfache Prozeduren des Markteinstiegs. Insbesondere die einfache Online-Unternehmensgründung und die elektronische Staatsbürgerschaft (E-Residency) erleichtern Investitionen und Geschäftstätigkeit im nördlichsten Staat des Baltikums.

Lettland liegt in der Mitte der Baltischen Staaten. Es besitzt nicht nur drei bedeutendene Ostseehäfen, sondern auch ein dichtes Straßennetz mit guten Anbindungen an die Nachbarstaaten.

Litauen ist wichtiger Standort für verarbeitende Betriebe wie Möbelproduzenten, Maschinenbau, Chemie- und Textilindustrie. Mit 23,1% Anteil an der BIP-Entstehung ist die Industrie in Litauen weit bedeutender als in den meisten europäischen Volkswirtschaften. 

Estland

  • Fakten
  • Wirtschaft
  • Infrastruktur
  • Geschichte

Fakten

  • Einwohnerzahl: ca. 1,3 Mio. (2022)
  • Bevölkerungsdichte: 29 EW/km² (2022)
  • Landesfläche: ca. 45.339 km² 
  • Nachbarländer: Lettland, Russland, Finnland (Seeweg)
  • Geschäftssprachen: Estnisch, Englisch, Russisch, Finnisch, Deutsch
  • Hauptstadt: Tallinn – ca. 437 980 Einwohner (2022)
  • Währung: Euro seit 1.1.2011; zuvor Estnische Krone (EEK)
  • Regierungssystem: Parlamentarische Demokratie
  • Staatsoberhaupt: Präsident der Republik Alar Karis, Amtsantritt 2021 vom Parlament für eine fünfjährige Amtszeit gewählt
  • Regierungschef: Premierministerin Kaja Kallas (liberale Estnische Reformpartei ), Amtsantritt am 26. Januar 2021
  • Parlament: Einkammerparlament „Riigikogu“, 101 Abgeordnete

Wirtschaft

  • BIP: 2022: 36 Mrd. EUR
  • Wirtschaftswachstum: 2020: -3%, 2021: 8,3%, 2022: -1,3%
  • Inflationsrate: 19,4% (2022 gegenüber Vorjahr)
  • Investitionsquote 2022: 23,6% des BIP
  • Staatsverschuldung 2021: 18,1 %
  • Arbeitslosenquote 2022: 5,4%
  • Import 2022: 24.5 Mrd. EUR
  • Export 2022: 21,3 Mrd. EUR 
  • Ease of Doing Business Index 2021: 16 von 190 evaluierten Staaten
  • Global Competitiveness Index 2022: 22 Platz von 64 Ländern
  • Corruption Perception Index 2022: 14 Platz von 180 Ländern

Deutschland war 2021 mit einem Anteil am Warenaustausch von 5,7% auf Rang fünf der wichtigsten Handelspartner Estlands nach Finnland (14,6%), Lettland (14,1%), Schweden (9,19%) und den USA (5,46%). Deutschland ist der drittgrößte Lieferant für estnische Importe (10%).

Infrastruktur

Quasi in Null-Komma-Nix von Berlin nach Tallinn – und sogar weiter bis ins finnische Helsinki. Das ist der Gedanke hinter dem ehrgeizigen Schienenbau-Projekt Rail Baltica. Geboren wurde der Gedanke schon 2001.

Nach etlichen Verzögerungen ist die Rail Baltica nun endlich auf der Spur. Auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke (mindestens 200249 km/h im Personenverkehr) über 870 Kilometer wird die Schiene ab 2025 Berlin, Kaunas, Riga und Tallinn miteinander verbinden. Bis 2030 soll dann auch der Lückenschluss nach Warschau vollzogen sein. Die Strecke wird in der in Westeuropa üblichen Normalspurweite von 1.435 mm entwickelt, nicht wie in den baltischen Staaten üblich in alter russischer Breitspur von 1.524 mm.

Das mulitnationale Projekt soll nicht nur für den Personenverkehr, sondern vor allem für den Gütertransport erhebliche Zeitersparnisse erwirken. Zu Jahresbeginn 2017 unterzeichneten die drei baltischen Staaten das Rail-Baltika-Abkommen, in welchem der genaue Streckenverlauf, die technischen Daten und Fristen festgesetzt sind. Die EU unterstützt das Projekt im Rahmen des CEF-Programms.

Geschichte

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges geriet Estland erst unter sowjetische, dann unter deutsche und schließlich erneut unter sowjetische Herrschaft. Als Teil der Sowjetunion wurde die Estnische SSR fortan durch den Kreml gesteuert. Mehrere 10.000 Esten wurden von 1940 bis zum Tode Stalins deportiert - allein etwa 20.000 im März 1949. Es kam im Rahmen dieser Russifizierungspolitik Moskaus zur Ansiedlung von ca. 200.000 russischen Arbeitern, dies ist die Grundlage für die starke russische Minderheit im Lande.

1991 kam es zum Zerfall der UdSSR und im Rahmen der Singenden Revolution zur Gründung der zweiten Estnischen Republik. Seit dem 20. August 1991 ist Estland wieder offiziell unabhängig. Es folgen die Aufnahmen in UNO und Europarat, 2004 schließlich in EU und NATO. Seit 2011 ist Estland Teil der Eurozone.

Lettland

  • Fakten
  • Wirtschaft
  • Geschichte

Fakten

Mit 700.000 Einwohnern ist Lettlands Hauptstadt Riga die größte Metropole des Baltikums und gilt als wirtschaftliche und logistische Drehscheibe der Makroregion.

  • Einwohnerzahl: ca. 1,8 Mio. (2022)
  • Bevölkerungsdichte: 29 EW/km² (2022)
  • Nachbarländer: Litauen, Belarus, Estland, Russland
  • Geschäftssprachen: Lettisch, Englisch, Russisch, Deutsch
  • Landesfläche: 64.589 km² (entspricht in etwa der Fläche Bayerns)
  • Währung: Euro seit 1.1.2014; zuvor Lats (LVL) – Wechselkurs: 1 EUR = ca. 0,70 LVL
  • Die Verfassung Lettlands aus dem Jahre 1922 ist die älteste ost- oder mitteleuropäische Verfassung noch in Kraft und das sechstälteste noch gültige republikanische Grundgesetz der Welt.
  • Regierungssystem: Parlamentarische Demokratie
  • Staatsoberhaupt: Präsident Egils Levits (seit 8. Juli 2019)
  • Regierungschef: Arturs Krišjānis Kariņš (seit 23. Januar 2019), New Unity (liberal-konservativ)
  • Parlament: Einkammerparlament „Saeima“, 100 Abgeordnete

Wirtschaft

Lettland ist seit dem Ende der hierzulande besonders stark wirkenden Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/2008 wieder rasant gewachsen - trotz einer der europaweit geringsten Staatsverschuldungsquoten von nur 37 %.

  • BIP 2022: 39 Mrd. EUR
  • Wirtschaftswachstum: 2019: 2,5%, 2020: - 3,8%, 2021: 4,5 %,, 2022: 4,7%
  • Inflationsrate 2022: 17,2%
  • Investitionsquote 2022: 22,6%
  • Staatsverschuldung 2022: 45,98%
  • Arbeitslosenquote 2023: 6,7% 
  • Einfuhr 2022: 26,5 Mrd. EUR
  • Ausfuhr 2022: 21,3 Mrd. EUR
  • Außenhandelsquote 2021: 109%
  • Exportquote 2021: 50,1%
  • Ease of Doing Business 2021: 26. von 190 evaluierten Staaten
  • Global Competitiveness Index 2021: 41. Platz von 140 Ländern
  • Corruption Perception Index 2022: 39. von 180 evaluierten Staaten

Lettlands Außenhandel ist stark auf den Ostseeraum ausgerichtet. Deutschland liefert die drittmeisten lettischen Importe (8%) nach Litauen (16%) und Estland (13%).

Geschichte

Mit dem Zweiten Weltkrieg endete die „deutsche" Zeit Lettlands durch einen Umsiedlungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Lettland. Fast 50.000 Deutschbalten wurden 1939 ins Reich „repatriiert“. 1940, unter Rückendeckung des Hitler-Stalin-Paktes, besetzten sowjetische Truppen Lettland. Infolgedessen wurden etwa 35.000 Letten nach Sibirien deportiert und der Rest der deutschen Minderheit umgesiedelt. 1941 wurde Lettland dann von der Wehrmacht besetzt. Die deutsche Besatzungsmacht rottete die jüdische Bevölkerung Lettlands fast vollständig aus und richtete zahlreiche Massaker an der Kollaboration mit der UdSSR verdächtigten Bevölkerungsteilen an. 1945 kehrte die russische Besatzungsmacht zurück und fuhr ihrerseits mit Deportationen, Inhaftierungen und Tötungen von Letten fort, was zu einer Flüchtlingswelle nach Deutschland oder Übersee führte. Der zweite Weltkrieg brachte gigantische demographische und politische Umwälzungen über das kleine Land.

Diese Umwälzungen setzten sich unter Sowjetherrschaft fort: Die UdSSR hatte das Ziel, die lettische Bevölkerung im eigenen Land zur Minderheit zu machen und verfolgte neben Massendeportationen eine intensive Russifizierung der Bevölkerung. Vor dem zweiten Weltkrieg lebten in Lettland 77% Letten, 9% Russen, 5% Juden und 4% Deutsche; 1989, am Ende der Sowjetherrschaft waren es 52% Letten, 34% Russen, 0,1% Deutsche sowie Juden.

1990 erklärte Lettland nach der „Singenden Revolution“ seine Unabhängigkeit für wiederhergestellt. 1991 erkannte die UdSSR die Unabhängigkeit der Baltischen Staaten an. Lettland durchlebte eine schwierige Transformations- und Findungsphase, doch gelang im Laufe der 90er Jahre ein wirtschaftlicher Aufschwung und eine erfolgreiche Demokratisierung. 2004 wurde Lettland EU- und NATO-Mitglied, und der Lats wurde 2014 vom Euro als Währung abgelöst.

Litauen

  • Fakten
  • Wirtschaft
  • Geschichte

Fakten

Die Republik Litauen hat ca. 2,9 Mio. Einwohner und umfasst als größter der baltischen Staaten mit 65.286 km² eine Fläche in etwa der Größe Bayerns.

  • Bevölkerungsdichte: 43 EW/km² (2021)
  • Nachbarländer: Lettland, Belarus, Polen, Russland (Kaliningrader Gebiet)
  • Geschäftssprachen: Litauisch, Englisch, Russisch, Deutsch
  • Hauptstadt: Vilnius – ca. 574.000 EW
  • Währung: Euro seit 1.1.2015

Litauen ist eine Parlamentarische Demokratie, allerdings liegen insbesondere in der Außenpolitik die Kompetenzen in den Händen des Staatspräsidenten.

  • Staatsoberhaupt: Präsident Gitanas Nausėda (seit 12. Juli 2019)
  • Regierungschef: Ingrida Šimonytė (seit 2020), parteilose Politikerin, ehemalige Finanzministerin des Landes
  • Parlament: Einkammerparlament „Seimas“, 141 Abgeordnete

Wirtschaft

  • BIP 2022: 68,3 Mrd. EUR
  • Wirtschaftswachstum 2022: 1,78%
  • Inflationsrate 2022: 18,9%
  • Investitionsquote 2022: 20,5%
  • Staatsverschuldung 2022: 42,24%
  • Arbeitslosenquote 2023: 6,4%
  • Einfuhr 2021: 37,7 Mrd. EUR
  • Ausfuhr 2021: 34,4 Mrd. EUR
  • Außenhandelsquote 2021: 130,4%
  • Exportquote 2021: 62,3%
  • Ease of Doing Business Index 2021: 16. von 190 evaluierten Staaten
  • Global Competitiveness Index 2021: 29. Platz von den 63 Ländern
  • Corruption Perception Index 2022: 33. von 180 evaluierten Staaten

Litauen ist stark in die regionale Arbeitsteilung integriert und von hoher Bedeutung für die gesamte Makroregion. Besonders günstig für die Volkswirtschaft wirken sich die geographische Lage sowie das günstige Preis-Leistungsverhältnis aus.

Die wichtigsten Importländer für Litauen sind Polen (13 %), Deutschland (12,7%) und Russland (9%). Das wichtigste Exportland ist Russland, gefolgt von Lettland und Deutschland.

Geschichte

Die Schwächung des Zarenreiches im Ersten Weltkrieg führte im Februar 1918 – unter deutscher Besatzung – zur Ausrufung der unabhängigen Republik Litauen mit der Hauptstadt Kaunas. Die 1922 neu eingerichtete parlamentarische Demokratie wurde wenige Jahre später durch den Putsch von Antanas Smetona beseitigt. Er regierte diktatorisch bis 1940, als die Sowjetunion den Beitritt Litauens in die UdSSR erzwang. Im Sommer 1941 besetzten Truppen der deutschen Wehrmacht in einem Blitzkrieg das litauische Staatsgebiet, und die Nazis ermordeten bis Kriegsende ca. 90% der jüdischen Bevölkerung des Landes. 1944 kehrte die Rote Armee zurück und errichtete erneut die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik. Bis Ende des Jahrzehnts erstickte Stalin brutal den Widerstand gegen die Sowjetherrschaft.

Im Rahmen der Perestroika erklärte sich Litauen 1990 zum souveränen Staat. Am 13. Januar 1991, dem sogenannten Vilniusser Blutsonntag (lit. Sausio įvykiai), versuchten pro-sowjetische Militärs erfolglos, die junge Demokratie zu stürzen. 14 jugendliche Demonstranten wurden am Vilniusser Fernsehturm von Panzern zermalmt. In Reaktion darauf erklärten 85% der Litauer am 8. Februar 1991 in einer Volksabstimmung ihre Zustimmung zur Unabhängigkeit. Im August 1991 erkannten die Länder des Westens die Unabhängigkeit der baltischen Staaten an.

Nach anfänglicher Wirtschaftskrise und politischer Instabilität aufgrund der rapiden Transformation der Wirtschaft gewann die Reformpolitik zunehmend an Dynamik, insbesondere nach Überwindung der Russland-Krise im Jahre 2000. Die Republik Litauen wurde 2004 Mitglied von Europäischer Union und NATO, 2007 ist das Land Teil des Schengener Raums. Mit Beginn des Jahres 2015 wurde in Litauen der Euro als Währung eingeführt.