AHK Konjunkturumfrage 2022

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2022

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Pressemitteilung

Die AHK Umfrage: Der Krieg in der Ukraine hinterlässt sowohl kurz- als auch langfristige Folgen im Baltikum

Deutsch-Baltische Handelskammer (AHK) führte vom 30. März- 22.April die jährliche Konjunkturumfrage unter ihren Mitglieder durch. Die Umfrage wurde gleichzeitig in 16 Ländern in Ost- und Zentraleuropa durchgeführt und es nahmen mehr als 830 Unternehmen teil, darunter 71 aus Estland, Lettland und Litauen.

Die diesjährige Umfrage ging gesondert auch auf die wirtschaftlichen Folgen des von Russland begonnenen Krieges in der Ukraine ein. Die Ergebnisse zeigen, dass die im Baltikum arbeitenden Unternehmen sowohl kurzfristige, als auch langfristige Folgen für ihr Geschäft sehen.

Die größte Befürchtung der baltischen Unternehmen sind kurzfristig höhere Kosten für Energie, Rohstoffe und Voleistungen in Folge der russischen Invasion in der Ukraine. Als hohes Risiko bezeichnen es 67% der befragten Unternehmen in Estland, 77% in Lettland und 54% in Litauen. Fast die Hälfte der befragten Unternehmen in den drei baltischen Ländern befürchten Störungen in Lieferketten und Logistik. Die Angst um erhöhte Rechtsunsicherheit ist in Lettland doppelt so hoch wie in den beiden baltischen Nachbarländern. Auch die Zunahme der Handelshemmnisse beschäftigt mehr Unternehmen in Lettland als in Estland und Litauen. Dagegen sind fast doppelt so viele der befragten Unternehmen in Litauen um den Verlust der Geschäftspartner und Geschäftsbeziehungen besorgt als in Lettland und Estland. Auch fast die Hälfte der befragten litauischen Unternehmen befürchten die Verringerung der Arbeitsaufträge infolge des Krieges. In Estland und Lettland ist diese Sorge weniger ausgeprägt.

Eine große Sorge der Unternehmen im Baltikum ist die langfristige Veränderung der Transportwege. Ein Drittel der befragten Unternehmen in Estland befürchtet, dass langfristig die Geschäftsbeziehungen mit bestimmten Regionen beendet oder eingeschränkt werden, stärkere Diversifizierung der Lieferanten und eine wirtschaftliche Entkopplung der Weltregionen stattfinden wird.

In Lettland mutmaßt die Hälfte der befragten Unternehmen eine Beendigung oder Einschränkung der Geschäftsbeziehungen mit bestimmten Regionen und die Entkopplung der Weltregionen. Außerdem erkennen die in Lettland arbeitenden Unternehmen auch das hohe Risiko eines zunehmenden Protektionimus.

In Litauen heben die Befragten zudem auch die Verlagerung von Niederlassungen hervor, was zu Produktion an neuen Standorten führen könnte.

Abgesehen vom Krieg in Osteuropa sehen mehr als die Hälfte der befragten baltischen Unternehmen auch den Fachkräftemangel als eines der größten Risikos für die Zukunft ihres Unternehmens. Entsprechend hoch ist auch die Sorge um die Arbeitskosten: Mehr als 60% der befragten litauischen Unternehmen schätzen diese beiden Risiken als sehr hoch ein, aber auch in Estland und Lettland betonte jeder zweite bis dritte Befragte diese beiden Risiken.

Auf die Frage, welche Maßnahmen die Unternehmen schon ergriffen haben oder planen zu ergreifen, um die Folgen des Fachkräftemangels abzufedern, antworteten die estnischen Unternehmen mit dem Ausbau der innenbetrieblichen Weiterbildung sowie dem verstärkten Einsatz temporärer Arbeitskräfte samt Anwerbung ausländischer Fachkräfte.

In Lettland setzt die Hälfte der befragten Unternehmen auf den verstärkten Einsatz von temporärer Arbeitskraft. Ein geringerer Anteil plant Arbeitskräfte im Ausland anzuwerben und die innenbetriebliche Weiterbildung auszubauen.

In Litauen baut die Hälfte der befragten Unternehmen auf innenbetriebliche Weiterbildung, aber auch auf die Anhebung der Löhne über den Marktdruchschnitt sowie verstärkte Automatisierung und Digitalisierung.

Auf die Frage, ob die Rahmenbedingungen für die Arbeitskraftbeschaffung aus den Drittländern gelockert werden sollten, reagierten fast 80% der befragten Unternehmen in Estand mit Zustimmung. 30% sind der Meinung, dass die Rahmenbedingungen definitiv gelockert werden müssten. 65% der befragten lettischen Unternehmen sprechen sich für die Lockerung der Rahmenbedingungen aus. Widerrum 19% dieser halten diese Lockerung für definitiv notwendig. In Litauen meinen über 80% der befragten Unternehmen, dass die Rahmenbedingungen gelockert werden müssten und die Hälfte dieser betrachten die Lockerung als unabdingbar.

Die steigenden Lohnkosten sahen 87% der befragten estnischen Unternehmen als Problem an, welches die Unternehmen entweder schon jetzt betrifft oder in naher Zukunft betreffen wird. 8% der befragten stufen dieses Problem als so ernst ein, dass sie sogar einen Standortwechsel erwägen. In Lettland betrachten über 85% der Befragten dieses Problem als bereits bestehend oder in naher Zukunft aufkommend. Allerdings kommt für sie ein Standortwechsel bisher nicht in Frage. In Litauen waren 90% der befragten Unternehmen der Meinung, dass das Problem der steigenden Lohnkosten entweder schon besteht oder in naher Zukunft Lösungen fordern wird. 4% der Befragten erwägen in dieser Hinsicht auch einen Standortwechsel.

Eine positive Nachricht ist, dass die absoulte Mehrheit der befragten Unternehmen in Estland, Lettland und Litauen das Baltikum wieder als ihren Investitionsstandort wählen würde.

Die Deutsch-Baltische Handelskammer ist Teil des deutschen Netzes der bilateralen Auslandshandelskammern, das weltweit mehr als 90 Länder umfasst. Die AHK ist seit mehr als 25 Jahren in den baltischen Staaten aktiv und hat derzeit mehr als 400 Mitglieder.

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